Fotoklubreise Slowakei 2019
05. -15. September 2019
Text: Ruth Glaser
Meine Idee, für unseren Fotoklub eine Slowakeireise zu organisieren, stieß zunächst auf große Skepsis. Obwohl die Slowakei unser Nachbarland ist, kannte fast niemand den östlichen Landesteil. So machte ich mich mit Franz auf Spurensuche im Internet; die danach vorgestellte Reiseplanung erweckte nun doch großes Interesse.
Schließlich waren es je sieben Fotogräfinnen und Fotografen die sich für elf Tage zusammenfanden um in einem Reisebus mit Fahrer Adam und Reiseleiterin Ivana unzählige Highlights zu besichtigen und fotografisch in Szene zu setzen.
05.09.2019 Wien – Nitra
Am ersten Tag geht´s von Wien nach Nitra, der ältesten Stadt der Slowakei. Zuerst erkunden wir den alten Stadtkern und danach die Burg Nitra mit der Bischofskathedrale des Hl. Emmeram. Wir übernachten im Hotel Atrium in der Fußgängerzone. Leider darf der Bus nicht zufahren und wir müssen mit unseren Koffern über das Kopfsteinpflaster rattern; nicht alle Räder überstehen die Prozedur. Im schönen Hotelrestaurant klingt der Abend mit schmackhaften slowakischen Gerichten versöhnlich aus.
06.09.2019 Nitra – Banská Štiavnica UNESCO-Welterbe
Hronsek UNESCO-Welterbe – Zvolen
Gleich am Vormittag besuchen wir in Banská Štiavnica den wunderschönen barocken Kalvarienberg.
Vom „Neuen Schloss“ haben wir einen grandiosen Ausblick auf die Stadt, die auch „silberne Stadt“ genannt wird.
Wir befinden uns in der ältesten slowakischen Bergstadt und wir haben Glück: beim jährlichen Salamanderfest wird den Traditionen gehuldigt. Wir sehen Bergleute in ihren bunten Trachten. Zur Veranstaltung gehört auch der traditionelle Markt mit verschiedenen Ausstellungen und Auftritten.
In der Stadtbrauerei genießen wir das weltbeste Gulasch (jaja, wir hatten da unsere Spezialisten in der Gruppe dabei) mit den dazu passenden Bieren.
Unser nächstes Ziel ist Hronsek. Hier befindet sich eine von weltweit fünf erhaltenen hölzernen evangelischen Artikularkirchen (alle in der Slowakei). Die Türkenangriffe zwangen Kaiser Leopold I., den protestantischen Christen gewisse Freiheiten einzuräumen; evangelische Gemeinden durften außerhalb der Stadtmauern auf einem festgelegten Standort Kirchen errichten, die weder Turm noch Glocken und kein gemauertes Fundament haben durften. Sie mussten ohne Steine, Ziegel und Metallnägel gebaut werden.
07.09.2019 Zvolen – Košice 2013 Europäische Kulturhauptstadt
Am Vormittag besichtigen wir das Schloss Zvolen, das heute einen Teil der slowakischen Nationalgalerie beherbergt.
In der Nähe des Schlosses befindet sich eine Nachbildung des historischen Panzerzugs Hurban – ein Denkmal des slowakischen Nationalaufstandes.
Nach ca. 200 km erreichen wir meine Lieblingsstadt: Košice, auf Deutsch Kaschau, die zweitgrößte Stadt der Slowakei. Sie hat das größte denkmalgeschützte Stadtgebiet der Slowakei. Unsere einheimische Fremdenführerin zeigt uns den spindelförmigen Hauptplatz mit dem gotischen Dom der Hl. Elisabeth. Beeindruckend auch das Andrassy Haus und der Musikbrunnen am Stadttheater. Total gemütlich lassen wir in einem wunderschönen Restaurant mit Extrazimmer, bei hervorragenden slowakischen Speisen den Abend ausklingen.
08.09.2019 Košice – Medzilaborce – Bardejov
Die kaum bekannte kleine Stadt im Nordosten der Slowakei ist die Heimat der Eltern von Andy Warhol. Ihm ist ein einzigartiges Museum gewidmet. Der einstündige Film beschreibt den Werdegang des exzentrischen Künstlers. Das Museum zeigt eine umfassende Sammlung seiner Werke.
Mittags speisen wir köstlich-deftige Piroggen, das sind mit Schafkäse oder Fleisch gefüllte Teigtascherln. Für uns vierzehn Fotografen wieder mal eine gemeinsame Gewichtszunahme von sieben Kilogramm.
Der Nachmittag steht ganz im Zeichen der Schlacht um Dukla. Direkt an der polnischen Grenze steht ein Aussichtsturm, von dem aus man das ehemalige Kampfgebiet vom Zweiten Weltkrieg überblickt.
Unser Endziel ist heute das malerische Bardejov, mit seinem denkmalgeschützten Stadtzentrum. In diesem entlegenen Teil der Slowakei sind die Städte abends wie ausgestorben; Walter hat die Wirtin eines vielversprechenden Lokals kniend becirct, für uns noch mal die Küche zu öffnen. Sie war beeindruckt und wir wurden mit hervorragendem Essen belohnt.
09.09.2019 Bardejow UNESCO-Welterbe – Hervartov Holzkirche UNESCO-Welterbe – Spišský hrad UNESCO-Welterbe (Zipser Burg) – Hohe Tatra
Bardejov beeindruckt mit einem perfekt erhaltenen Beispiel eines mittelalterlichen Hauptplatzes. Im Zentrum stehen das Alte Rathaus und die St. Ägidius Basilika. Die Sportlichen unserer Gruppe erklimmen den Kirchturm, und haben eine tolle Aussicht auf die Stadt.
Am Nachmittag besuchen wir die Holzkirche des Hl. Franz von Assisi in Hervatov.
Das letzte Highlight des Tages, und heutiges drittes UNESCO-Welterbe ist die Zipser Burg. Sie ist neben der Prager Burg eine der größten Burganlagen Europas.
10.09.2019 Hohe Tatra „kleinstes Hochgebirge der Welt“
Heute ist der sportlichste Tag: wir wandern von unserem schönen Hotel Patria in Strbské Pleso zum Popradské Pleso, einem wunderschöner Gletschersee. Den Nachmittag verbringen wir schwimmend und schwitzend in der Wellnesslandschaft des Hotels. Am Abend genießen wir Livemusik in einer urigen Hütte am See.
11.09.2019 Am Dunajec – Grenzfluss zu Polen – Ždiar
Wir besteigen ein Floß, und genießen die herrliche Landschaft am Dunajec. Die Flößer in ihren Trachten beherrschen ihr Handwerk prächtig und bringen uns sicher wieder an Land, wo ein ordentliches Gulasch auf unsere Fotogruppe wartet.
Am Nachmittag besuchen wir Ždiar, ein fünf Kilometer langgezogenes Straßendorf, welches die Heimat der Goralen ist. In einem Museumshaus sehen wir die alten Trachten, und als Höhepunkt werden aus unserer Gruppe Susanne als Braut, Walter als Bräutigam und Wolfgang als Pfarrer kostümiert. Mit Musik und Getränken wird eine Hochzeit nachgespielt. So ganz sicher sind wir uns ja nicht, ob´s nicht doch echt war? Auf jeden Fall waren wir alle zu Tränen gerührt.
12.09.2019 Poprad – Levoča UNESCO-Welterbe – Kežmarok
In Levoča, mit seinem denkmalgeschützten Stadtkern, befindet sich in der St. Jakobs Kirche ein spätgotischer hölzerner Altar des Hl. Jakobus. Mit 18,60 Metern ist er der höchste gotische Flügelaltar der Welt, gefertigt von Meister Paul.
Hoch über der Stadt liegt der Marianska hora mit seiner neogotischen Wallfahrtskirche. Anfang Juli steigen zehntausende Wallfahrer den Berg hinauf.
Am Nachmittag besuchen wir Kežmarok, mit der imposanten hölzernen evangelischen Artikularkirche.
13.09.2019 Liptauer Region – Pribylina – Demänovská Dolina (Rieseneishöhle)
Im Freilichtmuseum von Pribylina sehen wir, wie die Leute früher wohnten.
Am Nachmittag steigen wir zum Eingang der zweitgrößten Rieseneishöhle der Slowakei auf. Beim einstündigen Rundgang bewundern wir die tollen Tropfsteinformationen.
Dass die Slowaken Bier brauen können, beweisen sie wieder in der kleinen, feinen Brauerei in Poprad, in der wir am vorletzten Abend unser Mahl einnehmen.
14.09.2019 Vlkolínec – Čičmany – Trenčín
Im kleinen Dorf Vlkolínec leben die Menschen hier in einem lebendigen Freilichtmuseum. Dies ist einzigartig in Europa.
Im nächsten interessanten Dorf Čičmany sieht man die slowakische Volksarchitektur, mit dunkelbraunen Holzhäusern und fast identischen weißen aufgemalten Ornamenten.
Unsere schöne Reise lassen wir am letzten Abend wieder in einem gemütlichen Bierlokal in Trenčín ausklingen.
15.09.2019 Trenčín – Trnava – Wien
Nun ist wirklich der letzte Reisetag angebrochen, den wir im Hotel Elisabeth bei einem feinen Frühstück beginnen. Ober uns thront die auf einem steilen Felsen errichtete Burg Trenčín, die wir natürlich auch im Inneren besuchen.
Unser letztes Fotoklubreise-Highlight ist die Stadt Trnava, nur 130 km von Wien entfernt, bis dahin fast allen völlig unbekannt. Die Sportlichen besteigen den Stadtturm, mit einer wunderbaren Sicht auf das denkmalgeschützte Stadtgebiet.
Den gotischen Nicolaus Dom und die Universitätskirche besichtigen wir auch innen.
Wir verabschieden unsere quirlige Reiseleiterin Ivana und lassen auf der Fahrt nach Wien die vielen UNESCO-Welterbestätten, die wir in den letzten Tagen gesehen haben, Revue passieren. Diese elf Tage haben allen ein komplett neues Bild unseres Nachbarstaates vermittelt. Obwohl die Distanzen meistens kurz waren, brachten wir es doch tatsächlich auf 1974 km.
Es war eine sehr abwechslungsreiche Fotoreise, die wir nun mit unseren mitgebrachten Fotos jederzeit Revue passieren lassen können.
Viel Freude damit wünscht euch Ruth