Bei unserem Besuch in der Silberkammer bekamen wir nicht nur tiefe und faszinierende Einblicke in die Tafelkultur des Kaiserhauses, sondern erfuhren von unserem tollen Reiseführer Marco auch wieder eine Menge „Gschichterln“ rund um das höfische Leben.
Eine nette Anekdote um das prunkvolle vergoldete Silberbesteck:
Dieses wurde zusammen mit dem „Vermeilservice“ in Paris auf Bestellung von Napoleon gefertigt. Hervorzuheben ist dabei, dass der Juwelier namens Biennais, der dieses kunstvolle Besteck designt hat, auch die Krone (zu sehen im Louvre) für Napoleon anfertigte. Mit dieser krönte sich Napoleon selbst, nachdem ihm die Krone des Hl. Römischen Reiches deutscher Nation verweigert wurde. Nachdem Napoleon ins Exil gegangen war, übernahm Kaiser Franz 1808 das Service, ließ es für 140 Personen aufstocken und mit den kaiserlichen Initialen (Franciscus Imperator Austriae) punzieren.
Der bemerkenswerte Gedanke dahinter: Napoleon hat‘s bestellt, aber wir haben es übernommen und sozusagen Napoleon überlebt!
Interessant auch, dass noch heute für ausländische Gäste – allerdings nur gekrönte Häupter – nach spanischem Zeremoniell der Tisch gedeckt wird, d.h. das Besteck liegt nur rechts der Teller. Zuletzt war dies kürzlich beim Besuch des spanischen Königspaares der Fall. Dazu gehören auch die Kaiserservietten, die in Lilienform nach einem gut gehüteten Geheimnis gefaltet werden, das nur noch zwei Damen in Wien beherrschen!
Marco wurde nicht müde, uns noch so manches praktische und auch skurrile Detail zu zeigen. Die Fleischpresse von Kaiserin Sisi, die nur den Saft trank. Faszinierend auch das Sanitärporzellan, welches unter dem Speisetisch für die Notdurft verwendet wurde.
Wir haben wieder einmal einen sehr lehrreichen, interessanten und unterhaltsamen Ausflug in unsere Geschichte machen dürfen.
Text: Hedy und Ruth