Deutschordenshaus

Der Deutsche Orden

Der Deutsche Orden steht wie die Malteser in der Nachfolge der Ritterorden aus der Zeit der Kreuzzüge. Die Deutschordensritter beteiligten sich wesentlich an der Ostkolonisation, für 3 Jahrhunderte besaßen sie sogar einen eignen Deutschordensstaat.

In Wien residierte der Landkomtur der Bailei (Verwaltungseinheit) Österreich. Ordensziel wurde nach der Vertreibung aus dem Heiligen Land die Türkenabwehr. 1590 wurde das erste Mal ein Habsburger Erzherzog Hochmeister: Erzherzog Maximilian der Deutschmeister. 1696 wurde das Regiment „Hoch- und Deutschmeister“ gegründet. 1809 erwirkte Napoleon die Auflösung aller Komtureien außerhalb des Kaisertums Österreich; der Hoch- und Deutschmeister residierte nun in Wien (bis 1918 wurde das Amt von einem Habsburger versehen). 1923 erfolgte die Umwandlung in einen geistlichen Orden und die Beschränkung auf karitative und religiöse Tätigkeit.

Deutschordenshaus Singerstraße

Ausgehend von einer Niederlassung der Ritter vom Deutschen Orden im 13. Jahrhundert, entstanden im 17. und 18. Jahrhundert Zubauten. Das Deutschordenshaus umfasst heute zwei Innenhöfe mit Fassaden im Stil des 17. Jahrhunderts. In einer der Wohnungen lebte kurze Zeit Wolfgang Amadeus Mozart, später weilte auch Johannes Brahms im Deutschordenshaus. Auch das Zentralarchiv und die Schatzkammer des Deutschen Ordens sind im Haus untergebracht.

Flügelaltar der Deutschordenskirche

Die Deutschordenskirche zu Heiligen Elisabeth stammt vom Ende des 14. Jahrhunderts und ist eine der ältesten Kirchen Wiens. Der Grundriss wurde im Barock umgestaltet.

Der Flügelaltar, ein geschnitzter Schrein und mit bemalten Seitentafeln, wurde 1520 im belgischen Mecheln für die Marienkirche in Danzig gefertigt und kam erst 1864 nach Wien.

Der Schrein ist in vier Nischen unterteilt, die vergoldete und polychromierte Schnitzfiguren enthalten, er kann zudem von einem großen und einem kleinen Flügelpaar verschlossen werden. Im geöffneten Zustand erkennt man die Passionserzählung, dabei sind folgende Szenen gemalt und geschnitzt dargestellt: Gefangennahme Christi, Vorführung vor den beiden Hohepriestern Kaiphas und Pontius Pilatus, Geißelung Christi, Dornenkrönung, eine Ecce-Homo-Darstellung, Kreuztragung, Kreuzigung, Christus in der Vorhölle, Kreuzabnahme, Grablegung, Auferstehung und Christus als Gärtner.

Das Retabel wurde nach seiner Anfertigung in der Kapelle der Trägerzunft in der Danziger Marienkirche aufgestellt. Über einen möglichen Auftraggeber, den Kauf oder den Transport nach Danzig können nur Vermutungen angestellt werden, da keine schriftlichen Überlieferungen erhalten sind. Es existieren jedoch Unterlagen über den Verkauf des Retabels 1842 an Erzherzog Maximilian Joseph von Österreich-Este, dem Hochmeister des Deutschen Ordens. Erst ab 1864 ist das Retabel in Wien nachgewiesen.

Nähere Informationen: https://deutscher-orden.com/

Adresse: Singerstraße 7, 1010 Wien.

Der Hof ist frei zugänglich, die Kirche möglicherweise nicht immer.